Der Zivilehrgang

Das BAZ kommandierte mich für ganze 3 Wochen zum Zivilehrgang nach Gutglück, ein 5-Seelen-Örtchen an der Ostsee, 1 Stunde von Rostock.
So setzte ich mich dann mit riesiger Freude am 15. Oktober 2001 in den Zug nach Barth. Beim Umsteigen in Stralsund stieß ich auf meinen Abi-Kollegen Dirk, mit dem ich dann mein Zimmer in der Zivischule teilte. Am Bahnhof in Barth wurden wir von Mitarbeitern der Schule abgeholt, die uns ins 7km entfernte Gutglück brachten. Gutglück - ein Ortsname, der Bände spricht.
Bei der Ankunft bekamen wir unsere Zimmerschlüssel und Bettwäsche in die Hand gedrückt, dann gabs ne Belehrung, was wir 160 Zivis tun und lassen dürfen. In der ersten Unterrichtseinheit gabs ne Kennenlernrunde, abends sind wir in Barth Alkohol einkaufen gefahren.
Vorher haben wir erfahren, dass der Lehrgang wegen des Reformationstages in der dritten Woche nur zweieinhalb Wochen dauert. Jippieh!

Doch schon am Abend des zweiten Tages begann der Lehrgang zu einer Farce zu werden. Der Eiersalat zum Abendbrot war bis obenhin voll mit Salmonellen. und ich war nur einer von 50 Zivis, die daraufhin von Montezumas Rache heimgesucht wurden, von den Magen- und Kopfschmerzen ganz zu schweigen. Ich ließ mich am Donnerstag krankschreiben und bekam nen Haufen schmerzstillender Medikamente.
Am Wochenende (das ca 20 Zivis im Krankenhaus verbrachten) war ich zu Hause, ging sogar zum Fußball, überlegte aber ernsthaft, ob ich wieder hochfahren sollte. Ich tats dann doch und schon am Dienstag gings mir deutlich besser, Mittwoch konnte ich sogar wieder mein geliebtes Bier schlürfen und Fußball kucken.

Die sogenannte Freizeit nach Unterrichtsschluss war ziemlich langweilig, oft blieb nur sich vorn Fernseher zu setzen oder versäumten Schlaf nachzuholen. Für ein wenig Abwechslung sorgten Tischfußball- und Billardpartien, im Keller konnte man auch richtig Fussek spielen. Der Unterricht an sich war stellenweise recht interessant, auch wenn viele Kursteilnehmer mit starker Müdigkeit zu tun hatten und manche erst gar nicht versuchten gegen den Schlaf anzukämpfen.

Eines Tages besuchten wir die ehemalige Stasi-U-Haft in Rostock. Ursprünglich wollten wir in die Pathologie fahren, aber aus ungeklärten Gründen fiel das ins Wasser.
Viel witziger war aber die Rollstuhlerfahrungsübung am vorletzten Lehrgangstag in der City von HRO. Von den 30 Zivis im Pflege/ISB-Kurs ließen sich 10, so auch ich, von den anderen 20 durch die Innenstadt schieben, um öffentliche Einrichtungen wie Sparkassen, aber auch normale Geschäfte und Warenhäuser auf ihre Behindertenfreundlichkeit überprüften.
Mir ist in Erinnerung geblieben, dass ich noch nie so nett bei Burger King bedient worden bin. Ansonsten iss der Laden alles andere als behindertengerecht eingerichtet.

Ja, das war der Lehrgang. Am letzten Abend wurde nochmal ordentlich gebechert, ich hab sogar noch Bierreserven im Spind meines wegen Salmonellen schon vorzeitig abgereisten Zimmerkollegen gefunden..

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