L2 Lorenz Franck's Die Liebe und die falschen Südfrüchte

»Ich brauche mehr Raum für mich«, sprach die Lücke. Daraufhin verließ die Lücke den Parkplatz des örtlichen Supermarkts gen Süden. Wie es ihr weiterhin erging, ist dem Chronisten nicht bekannt, allerdings hielte ich es für verfehlt, hier von einem lückenhaften Gedächtnis zu sprechen.

Im erwähnten örtlichen Supermarkt traf Hugo Hauptdarsteller auf Petra Protagonist.

Sie verstanden sich sofort wunderbar. Alles andere wäre auch unpraktisch, wer will schon eine Geschichte über zwei Menschen lesen, die sich abgrundtief verabscheuen.

Hugo sah aus, und Petra auch. Von einer weiteren Beschreibung nehme ich Abstand, denn sollte dieses Werk einmal verfilmt werden, möchte ich dem Leser keineswegs diesen Effekt à la »die Charaktere habe ich mir aber ganz anders vorgestellt« vorenthalten.

Überhaupt bin ich ein netter Kerl. Aber weiter im Text.

Sie müssen wissen, daß Hugo Hauptdarsteller der Profession eines Monteurs nachging, um sein tägliches Brot zu verdienen. Und da der Begriff 'Monteur' ein fast perfektes Anagramm der genuin anglophonen Wendung 'turn me on' ist, haben Monteure in aller Regel besonders leichtes Spiel bei den Damen.

Hugo Hauptdarsteller griff also nach einer Orange (die in Wirklichkeit aber gar keine Orange war). Dieselbe Orange übrigens, die Petra Protagonist käuflich zu erwerben gedachte.

Wen wundert es da, daß die Hände der Beiden in der Luft kollidierten, um daraufhin abrupt innezuhalten. (Wie man das so tut, und wie man es schon tausendmal in Filmen gesehen hat.)

Der Supermarkt-Fußbodenbelag sorgte für eine ständige statische Aufladung der Kunden, weshalb im Moment des beiderseitigen Nach-der-Orange-die-ja-eigentlich-gar-keine-war-Greifens der sprichwörtliche Funke übersprang.

Tatsächlich hatte der Filialleiter den Fußbodenbelag vor der Geschäftseröffnung billig erstanden, aber da die statischen Entladungen die elektronische Registerkasse in regelmäßigen Abständen zum Absturz brachten, wollte er ihn eigentlich längst ausgewechselt haben. Also der Filialleiter den Belag, nicht umgekehrt.

Nun, er wollte zwar, hat er aber nicht, das nennt sich dann wohl Schicksal. Ich schweife ab.

Eigentlich hätten nun Petra Protagonist und Hugo Hauptdarsteller nach einer kurzen Kennenlernphase friedlich-freudig in die Betten hüpfen können... wäre da nicht noch die Orange gewesen. (Die ja eigentlich keine war.)

Denn diese Orange entpuppte sich als Vorhut für eine außerirdische Invasion außerirdischer Orangen die eigentlich keine Orangen waren.

Was soll das heißen »jetzt werde ich aber albern?« Aber die Parklücke die ihr trautes Zuhause verließ, haben Sie mir abgekauft? Ach so, Sie haben es für einen genialen Schachzug gehalten, um die Aufmerksamkeit der Leser zu fesseln.

Also gut. Dann ist die Orange die eigentlich keine Orange war eben doch eine Orange. Dann entfällt aber auch der große actiongeladene Teil der Geschichte. Mit den Schießereien und den schnellen Autos und den Luftschlachten.

Dann können Petra Protagonist und Hugo Hauptdarsteller auch sofort (nach einer kurzen Kennenlernphase versteht sich) friedlich-freudig in die Betten hüpfen.

Ja wie »wo bleibt denn da das Abenteuer?« Als ernstzunehmender Schriftsteller bin ich bestrebt, die Wirklichkeit abzubilden, und auf Papier zu bannen.

Und seien sie doch mal ehrlich; haben sie schon einmal ein Abenteuer erlebt? Und Orangen mag ich auch nicht.

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